In einem meiner vorherigen Artikel habe ich eigentlich schon etwas voraus gegriffen und schon über alles mögliche was man mit InEar Monitorings (IEM) so anstellen kann geschrieben bevor ich die Teile überhaupt vorgestellt habe. Das hole ich hiermit mal nach. Herzlich willkommen.
Was ist IEM und warum ist das so cool?
Naja, wir Musiker kennen die kleinen Ohrstecker ja schon länger als es Apple Earpods gibt. Meistens werden die ja im Proberaum oder eben auf der Bühne eingesetzt damit man sich selbst entweder als Sänger, Gitarrist oder Schlagzeuger gut hören kann und möglichst wenig von allem aussenrum gestört wird bei seiner Performance. Dadurch, das die kleinen Dinger eben IM Ohr stecken kommt eben wenig Einfluß rein ausser man schickt das eben per Mischpult mit in den Mix auf den Kopfhörer. Super.
Aber eben auch für zu Hause haben die kleinen Dinger viele Vorteile. gerade wenn man im Homeoffice arbeitet und viele Zoom- oder Teams Meetings hat aber auch mal per amazon Prime oder Netflix einen Film oder die Lieblingsserie genießen will ohne nachts um 3 die Nachbarn aufzuwecken, aber hier wert auf einen wirklich guten Klang legt und dafür eigentlich keine klobigen Hifi Kopfhörer möchte. Oder man ist eben ein Musiker und/oder Audio Enthusiast.
Bild: Einzelteile des KZ ZSN PRO – Kabel, der eigentlihe Kopfhörer, Ohrstöpsel (hier aus Schaumstoff).
Sind meine Bluetooth Kabellosen Earpods dasselbe?
Das ist so ungefähr als wenn man Studio Referenzboxen bzw. einen VW Golf mit den Bücherregal Bose Lautsprechern bzw. eben einem Opel Corsa vergleicht. Im Grunde machen alle dasselbe, aber im Detail eben nicht. Genauso wie ein VW Golf (früher zumindest) immer als eine Art Referenzklasse galt (und noch gilt?) gibt es z.B. die Yamaha HS8, die als Referenzboxen im Studiobereich gelten. Diese Geräte haben einen sehr guten Wiedergabebereich und ein ausbalanciertes Klangspektrum. Weder zu viele Bässe, noch zu viele Höhen. Also so ungefähr wie ein mit einem Colorchecker eingestelltes Farbprofil von Fotos am Computer. Die kleinen Earbuds, die man zum joggen nimmt sind eben für den HiFi Bereich gut, haben oft einen etwas angehobenen Bass und Höhenbereich und klingen im gesamten gut. Es besteht aber eben wegen der Bluetooth Verbindung auch eine wenn auch kleine Latenz in der Übertragung. Bei Musik und beim joggen oder auch bei der Zoom bzw. Teams Webkonferenz ist das nicht weiter wichtig wenn da eine Millisekunde pause ist, aber wenn die Gitarre eine Millisekunde Zeitversetzt zum Schlagzeug zu hören ist dann klingt das nun mal nach nix. Deshalb sind das hier meist Funkstrecken ohne Latenz drin oder man nutzt eben diese Kopfhörer bzw. Headsets OHNE die meist teure Funkstrecke eben DIREKT am MP3 Player, Computer oder baut sich wie ich ja schon angesprochen habe seine eigene DIY WLAN Funkstrecke. Das Wichtige ist in allen Fällen die Kopfhörer Gerätschaft VOR der eigentlichen Funkstrecke.
Ok, aber die InEars sind doch immer so teuer und nur für Musiker?!
Eigentlich werden die InEar Monitorings eben im Set mit der Funkstrecke angeboten. In letzter Zeit finden aber eben diese Art der Kopfhörer bzw. Headsets den Weg in den HiFi Bereich bzw. zum Normal-Consumer. Die Vorteile sind eben, das man Sie wegen der Bauform kaum oder gar nicht wahrnimmt (stecken ja schließlich auch IM Ohr und nicht davor … Ihr wisst was ich mein). Und ja, Geräte von Shure oder Sennheiser (welches sagen wir mal die beiden Standards im prof. IEM Segment sind) gehen in den mittleren dreistelligen Bereich. ABER da gibts eben auch was von Ratiopharm … ich mein natürlich aus China. Aber HALT! Jetzt nicht gleich wieder rufen „Boah, die Billigdinger von wish taugen doch nix…“ denn seit Xiaomi und Co. weiss man ja, das es auch qualitativ gutes auch China gibt und wer hier NOCH weitergehen möchte wird dann eh mit dem Argument kommen, das eh die meisten Teile für große Markenprodukte aller Länder in China gefertigt werden. DAS ist aber eine GANZ andere Diskussion und soll hier nicht weiter vertieft werden. Fakt ist, das sich bereits viele Musiker die IEMs von KZ geholt haben und diese sehr gerne nutzen.
Bild: KZ EDX PRO
Boah, da gibts ja aber sooo viel zu beachten, oder?!
Ich kann jetzt nicht für Andere Marken und Modelle sprechen, aber auch hier gibt es SEHR viele Videos auf youtbe und Co. entweder zu IEMs allgemein oder eben auch zu den KZ Monitorings eben weil die so beliebt sind. Nach meinen Erfahrungen aus dem Studio und Proberaumbereich wo ich viel mit Sennheiser und ein wenig mit den Shure Produkten geübt bzw. diese immer mal im Einsatz hatte muß ich sagen, das ich jetzt nur auf die Klangqualität bezogen der Unterschied nicht sooo groß finde. Die Qualität der KZ Modelle ist wirklich richtig gut! Klar, gibt es bei den Profimodellen noch viele Einstellmöglichkeiten, etc. Aber für den Hobbymusiker oder Heimanwender ist das vernachlässigbar.
Die Produktbezeichnungen gehen bei den KZ Modellen wirklich sehr auseinander. Im Grunde ist für den PRO Bereich die KZ EDX oder KZ ZSN Pro Reihe im Moment interessant. Ich sage bewusst interessant, weil sich hier alle paar Monate bei den Modellen was tut nd die Weiterentwicklung hier wirklich schnell vonstattengeht. Der absolute Clou ist aber eben der Preis: Beide hier genutzten Modelle kosten weniger als 50,- und sind von Verarbeitungsqualität und Sound wirklich auf fast gleicher Ebene wie Sennheiser oder Shure! DAS ist eben der „Witz“ weshalb die im Moment jeder hat und will. Günstig und gut findet man ja nicht sooo oft. Natürlich gibt es von KZ auch teurere Modelle und auch entsprechende teurere Modelle weit über 100,- aber das soll wie gesagt hier auch nicht weiter Thema sein.
Wer die KZ IEMs als Musiker an einer bestehenden Funkstrecke betreiben will wird hier keine Probleme haben, weil die Anschlüsse überall passen. Wer die KZ IEMs im HiFi Bereich zu Hause an der Anlage oder Computer oder am Smartphone nutzen mag kann dies eben wegen des Standardisierten 3,5mm Klingensteckers eben auch. Und wer jetzt sagt „aber ich hab doch gar keinen Klinkenstecker Anschluß am Smartphone/Computer/Tablet“ dem sei gesagt ja, auch hier gibt es entsprechende Adapter, also schön geschmeidig bleiben.
Wer vorher mit einem OverEar oder Computer Headset gearbeitet hat sollte ggf. die Lautstärke anpassen. Nicht nur wegen der geringen Impedanz (zum Vergleich die Standard Studiokopfhörer Beyerdynamic DT 770 kommen mit 80 oder 250Ohm daher) sind diese auch eben wegen der Nähe zum Trommelfell um einiges lauter. Also uffbasse.
Bild: KZ ZSN PRO
Was sind denn nun die Unterschiede zwischen dem KZ EDX PRO und dem KZ ZSN PRO?
Hier vorab mal die technischen Daten:
KZ-ZSN PRO
- Gewicht: 29g
- Anschluß: 3,5mm Klinke
- Pin Typ: 0,75mm
- Frequenzbereich: 7 – 40000Hz
- Impedanz: 24 Ohm
- Empfindlichkeit: 112dB/mW
- Hybrid Technology(1DD+1BA)
- Material: Plastik und Metall (Plates)
- Kabellänge: 125cm
- Preis: 23,- (Stand April 2022)
KZ-EDX PRO
- Gewicht: 15g
- Anschluß: 3,5mm Klinke
- Pin Typ: 0,75mm
- Frequenzbereich: 10 – 20000Hz
- Impedanz: 24 Ohm
- Empfindlichkeit: 112dB/mW
- Dynamic Technology (1DD)
- Material: Plastik
- Kabellänge: 125cm
- Preis: 18,- (Stand April 2022)
Ich habe beide in der Version MIT Mikrofon es gibt die aber auch mit reinem Kopfhörer. Die Kabel sind untereinander austauschbar ebenso wie die Ohrstöpsel. Hier gibt es Ersatz in Schaumstoff oder auf Silikonbasis. Welche Stöpsel man da nimmt ist eher eine persönliche Entscheidung welches einem besser im Ohr gefällt. Ein weiterer Unterschied sind die sog. eingesetzten Treiber bzw. deren Anzahl. Vergleichbar ist das wie die Anzahl der Einzellautsprecher in einer HiFi-Box. Beim EDX ist es ein dynamischer Treiber (1DD) und beim ZSN ist es ein dynamischer und ein ausbalancierter (1BA) Treiber, also zwei. Andere Modelle können hier bis zu 6 Treibern haben. DAS auf solch einem kleinen Bereich ist schon viel. Ob das dann wiederum Sinn macht und man da wirklich noch was hört lasse ich mal aus Ermangelung an Testmodellen mal so stehen.
Beide Modelle gibt es mit verschiedenen Farben wobei sich die Farbe des Plastik des eigentlichen Kopfhörers aber auch die kleine Metallplatte obendrauf ändern läßt.
Hört man da einen Unterschied selbst bei dem geringen Preisunterschied? Ja. Das EDX Modell ist in den Tiefen ausgeprägter und diese sind hier anscheinend etwas angehoben. Die Bässe in Filmen kommen hier mit einem extra „Oompf“ gut rüber.
Das ZSN Modell ist eher sehr gleichmäßig ausbalanciert. Das Klangbild ist mit den größeren Frequenzbereichumfang gleichmässiger. Hier hört man eher feine Unterschiede in Sprache oder in den Höhen. Das etwas höhere Gewicht merkt man hier aber gar nicht.
Die Kabel kann man zwischen den Modellen hin und her tauschen und es gibt natürlich auch Kabel als Zubehör. Ebenso gibt es hier eine große Auswahl an Ohrstöpseln. Dem Moddingherzen steht hie also auch alles offen.
Aber da gibts doch sicher auch Haken?!
Eigentlich nicht allzu viele. Das Kabel verheddert sich natürlich gerne und man muß das wenn man es in die Tasche steckt auseinander friemeln. Zubehörkabel, die allein oft genauso viel kosten wie die IEMs selbst sind hier nicht ganz so Verdreh freudig und sind hier für die Taschenträger empfohlen. Das Kabel ist mit 1,25m ausreichend, aber wenn man sich doch mal etwas weiter von der Couch bewegen möchte zu kurz. Für den Homeoffice User mit Bürostuhlzeiten von mehreren Stunden am Stück eben genau richtig. Man muß sich als Neuling im InEar Monitoring ggf. auch erst einmal daran gewöhnen, das man wenn die Dinger drin sind aussenrum nichts mehr hört (also sozusagen Dauer Noise Chancellation) und das das Klangempfinden noch etwas direkter ist als die ans Ohr gehängten Earpods der diversen Marken. nach einer kurzen Eingewöhnungsphase wo sich auch die Ohren an den permanenten Stopfen im Ohr gewöhnt haben will man das dann aber IMHO auch nicht mehr missen! um jetzt NUR mal bei dem EDX und ZSN zu bleiben kann man sagen, das das EDX eben sehr gut für Film und Pop-Musik ist. Das ZSN ist dann eher für den ausgeglichenen breiter aufgestellten Klang über das komplette Spektrum und den Sprachbereich geeignet. Die Unterschiede sind aber hier SEHR dünn und ich hab das nur im direkten Vergleich mit eben verschiedenen Einsatzzwecken gemerkt. Wenn man nicht weiß welches was ist wird es schwer da einen Unterschied fest zu stellen. Es gibt auch diverse Diskussionen darüber ob teilweise zusätzlich verbaute Treiber keinen Sinn ergeben oder eben garnix machen und man eben diese nur aus Marketinggründen eingebaut hat. Die von mir verwendeten Modelle klingen super, kosten nicht viel und ich kann noch dran flexibel rumbasteln wenn ich mag. Für mich passt das Preis-Leistungsverhältnis also.
Wer also gute und günstige kleine Kopfhörer mit Kabel sucht die einen Superklang in Studioqualität haben und wenn man eben zwei Euro mehr ausgibt noch ein Mikrofon für die Webkonferenzen dazu nimmt wird sicher nicht enttäuscht werden. Wer als Musiker oder youtuber was zum abhören bzw. eben als InEar Monitoring sucht der wird damit sowieso glücklich. Wer nicht so recht weiß was er/sie will … ich denke für knapp 20 für die beiden prof. Einsteigermodelle kann man nix verkehrt machen. Letzendlich muß es ja eh jeder selbst wissen. ich hab zumindest damit VIEL Spaß und muß mich immer umdrehen, weil ich z.B. bei Kinofilmen geräusche höre und denke das das bei mir im Raum ist was vorher so nicht der Fall war.