Heute zeigt fast jeder jeden Tag ein Selfie, macht im Urlaub Bilder vom Strand und Sonnenuntergang, Mondevents, etc. werden mit der Kamera festgehalten und jedes Abendessen abfotografiert. Das Internet wird also von Abermillionen solcher Fotos durchflutet und kaum einer schaut sich die Bilder noch an. Dann hat man aber ein wirklich schönes Bild wie man sich denkt, lädt es auf seine eigene Website oder in eines der SocialMedia Kanäle wie Facebook, Instagram und Co. hoch und wundert sich dann, das es keiner liked und somit auch merklich nicht weiter wahrnimmt. Warum ist das so? Wie bekomme ich Leute dazu sich gerade mein Bild erstmal an zu schauen.
Aus diesem Grund habe ich einmal ein paar goldene Regeln zusammengestellt wie man am besten vorgehen kann wenn man Bilder im Internet zeigen möchte und diese auch gesehen werden wollen.
1.) weniger ist mehr.
Oft sieht man als Beispiel in diversen Fotogruppen der sozialen Netzwerke, das jemand ein neues Album mit dem Titel „Auftritt der lokalen Schuhplatter Truppe SV 1967 Tröterät“ oder „Hochzeitskonvoi vom letzten Sonntag“ mit 274 einzelnen Fotos posten. Da wird dann wie man es noch aus Großvaters Diaprojektor Zeit kennt JEDES ach so halbwegs abgelichtete Teilchen gezeigt. Aber für wen ist das interessant? Wer möchte wissen warum gerade da ein Zigarettenstummel und ein Bierglas steht? Aus diesem Grund sollte man sich wenn man solche Alben im Internet erstellt immer überlegen ob es nicht sinnvoller ist nur jeweils 5-10 Bilder hier zu zeigen. Zum einen bleibt es spannender und zum anderen schärft man dadurch ja auch seinen eigenen Blick.
Wenn man also zu einem Thema an einem Geburtstag oder im Urlaub mehrere hundert Fotos gemacht hat braucht man die nicht wirklich ALLE zu zeigen, sondern sucht eben die Schönsten raus. Das sind dann eben ca. 10-20 Stück.
2.) Die Sünden
Es gibt so einige „Fotosünden“ die man gerne zum ausprobieren und experimentieren testet, mit denen man rumspielt und sagt „das will ich auch mal fotografieren“ und die sicher auch genau dafür gut sind, aber die sonst eben nicht weiter interessant für die Allgemeinheit sind. Um selbst Erfahrungen zu sammeln, Spaß am Hobby Fotografie zu haben, das Gespür zu bekommen, etc. ist alles gut – aber mehr auch nicht.
Dazu gehören z.B. :
- Colorkey Aufnahmen und Composings
- vorher – nachher Gegenüberstellungen (wenn es nicht gerade eine schwierige Fotoretusche war und es sich um eine Lightroom oder Photoshop Gruppe handelt)
- schwarzweiss vs. Farbe „was soll ich nehmen?“ – dazu hatte ich bereits was geschrieben
- Kristalkugelbilder
- Freundin auf den Bahngleisen
- Nachbarin an die Wand gestellt (manchmal eine Backsteinmauer, manchmal nicht)
- Schnappschuß eines Straßenzuges mit zig Menschen, Häusern, etc. mitten am Tag ohne, das man die Stadt oder den Zusammenhang erkennen kann. Wie sich dann wenn man nachfragen würde raustellen würde ist im hintersten linken Bildwinkel irgendein Ladenschild zu sehen und in DEM Laden hat man im letzten Urlaub einen wunderschönen Schal gekauft …
- Erst durch die Erklärung erkennt man was es ist
Das sind alles mehr oder weniger langweilige und für Andere uninteressante Bilder. Wie oben bereits geschrieben sind diese oft für einen selbst ganz interessant und haben sicher auch Erinnerungswerte, aber für jeden anderen eher uninteressant. Hier kommt es auf die Entscheidung an „ist das Bild an sich WIRKLICH interessant“.
Bitte an der Stelle nicht falsch verstehen! Die Art der Bilder ist für den Fotografen selbst sicher spannend und gerade am Anfang und zum üben wichtig und witzig, man lernt eine Menge und es macht einfach Freude. Jemand der gerne backt, malt, kocht, töpfert, etc. wird aber eben auch erst ein bisschen üben und DANN das best-mögliche Brot, Bild, Gericht, Blumentopf Anderen zeigen bzw. anbieten.
3.) richtig präsentieren
oft bieten Internetseiten und Soziale Netzwerke wie Facebook, google+ und andere ebenso wie Online Bildgalerie Anbieter wie flickr, instagram, 500px, etc. eine wunderbare Plattform wie man seine Bilder präsentieren kann. Aber es macht wenig Sinn diese dann einfach alle an einen Ort hoch zu laden. Man sollte thematisch oder nach Datum abhängig Ordner oder Alben erstellen und in diesen dann die entsprechenden Bilder ablegen. Dabei sollte man dann auch dem entsprechenden Bildtitel dazu angeben. Das freut den Zuschauer und man selbst findet auch später Bilder einfacher wieder.
Diese Struktur kann dann über Online Alben aber auch auf der eigenen Webseite gelten.
Ebenso sollten die Bilder im entsprechenden Ordner/Album stimmig zueinander sein. Wenn man also z.B. vom Parisurlaub in einem Ordner 15 Bilder hat sollte da nicht noch der Kölner Dom mit dabei sein oder so.
Es sollten auch nicht zu viele Bilder pro Album/Ordner/Thema sein. Niemand schaut sich gerne wie man das noch von Opa zu Weihnachten in Erinnerung hat 678 Dias des letzten Sylt Urlaubs an. Da reichen dann eben auch 5 oder so. Genauso ist das in der heutigen modernen Zeit. Je nach Thema liegt in der Kürze die Würze. Wenn es ein Familienalbum ist KANN es vielleicht noch interessant wirken wenn man auch Bilder vom Essen und der Unterkunft vom Urlaub mit dabei hat, aber was man alles mit an den Strand genommen hat oder was alles auf der Pizza war interessiert jemand fremdes eher weniger. Da ist dann interessant wie „schön“ der Ort an sich war, wie fotografisch Anspruchsvoll Dinge festgehalten wurden.
Spätestens wenn man ein fotografisches Portfolio anlegen möchte um z.B. Modelshootings zu bewerben wird man genau vor der Aufgabe stehen nur seine besten Bilder auszuwählen und interessant zusammen zu stellen.
Beispiel: Headshots
4.) richtig archivieren
Auch wenn sobald die Bilder Online sind man denkt, das Sie ja nun für ewig dort zu sehen sind muß das nicht so sein. Eine Webseite kann Ihren Dienst einstellen oder die Nutzungsbedingungen so ändern, das man den Dienst nicht mehr nutzen möchte oder man einfach Bilder auf mehreren Plattformen präsentieren möchte. Ebenso darf man nie vergessen, das man ggf. die RAW Dateien der Bilder ja auch irgendwo ablegen möchte. Hierzu gibt es wiederum viele Ansätze und Verfahren (Stichworte hierzu siund u.a. Backup und Archivierung). Nur soviel an dieser Stelle: Eine externe USB Festplatte oder ein kleines NAS Gerät hilft ungemein dazu Nerven zu sparen und der Frage „ich brauch aber JETZT UNBEDINGT das Bild von Oma Gerda … wo finde ich das“ vorzubeugen.
5.) welches Bild soll ich nehmen?
Sehr häufig liest man die Frage nach „welches Foto soll ich nehmen?“ in Foren und Sozialen Netzwerken. Der Fotograf zeigt hier also zwei oder mehr Bilder einer Serie bzw. eines Motivs und kann sich wohl nicht so recht entscheiden welches man nehmen soll oder will nach seiner Aussage einfach Meinungen einholen.
Meine Antwort darauf lautet: DAS mußt DU selbst entscheiden. Es ist DEIN Bild. Mut zur Entscheidung. Steh dazu.
Egal ob als Hobby oder Profi. Man macht Bilder mit seinen Augen und emotional mit dem Herzen. Ebenso sollte man dann eben auch auswählen welches SEIN Bild ist. Was bringt es da, das zig Leute gefragt werden und der eine sagt A und der andere B. An einem anderen Tag, wenn der eine oder andere besser geschlafen hat, mit Freund oder Freundin gestritten hat oder etwas schönes passiert ist wird sich dann eben anders entscheiden. Es liegt aber eben in der Hand des Fotografen SEIN Bild mit genau SEINER Intention rüber zu bringen und seine Persönlichkeit zu zeigen. Das habe ich ja bereits so ähnlich im Beitrag „Farbe oder schwarzweiss“ beschrieben und das gilt natürlich auch für Fotos wo z.B. nur der Farblook etwas verändert wurde oder der Bildschnitt geringfügig abgeändert wurde.
Es hindert ja schließlich auch keinen daran heute das Bild A zu zeigen bzw. ins Portfolio aufzunehmen und dann in ein paar Tagen Bild B und das dann ggf. auszutauschen.
So macht das präsentieren der eigenen Bilder und auch das anschauen und liken noch mehr Spaß. Enjoy.